Rechtsextremismus und Transfeindlichkeit in Mitteldeutschland und weltweit
von Nick Heinz
In den vergangenen Jahren lässt sich eine deutliche Zunahme von Trans- und Queerfeindlichkeit in Mitteldeutschland und weltweit beobachten. Ob in den Parlamenten, auf der Straße oder im gesellschaftlichen Diskurs – der Wind gegen trans Personen und Queers ist rauer geworden. Getragen und befeuert wird die feindliche Stimmung von rechten bis rechtsextremen, bürgerlich-konservativen, religiösen und teils sogar von „feministischen“ Milieus – neue gesellschaftliche Allianzen werden hierüber möglich. Dabei werden immer wieder Narrative bemüht, die den Schutz von Kindern und Frauen instrumentalisieren, um mit breiter gesellschaftlicher Unterstützung gegen queere Menschen zu agitieren.
Im Folgenden werde ich die Zunahme (rechter) Trans- und Queerfeindlichkeit anhand von Beispielen aus der Praxis sowie Studien belegen. Ich skizziere zentrale Narrative, zeige ihren rechtsextremen Kern auf und erläutere, wie Akteur*innen aus der Praxis reagieren. Durch meinen eigenen Regionalbezug liegt der Fokus dabei auf Mitteldeutschland.
Zunahme trans- und queerfeindlicher Bedrohung
Seit einigen Jahren können wir beobachten, dass CSDs und andere queere Veranstaltungen zunehmend zur Zielscheibe rechter Mobilisierung geworden sind. Rechte Strukturen wie der III. Weg, die Neue Stärke, die Jungen Nationalisten oder die Freien Sachsen haben Queerfeindlichkeit mittlerweile prominent auf ihre Agenda gesetzt. Diese Entwicklung nehmen wir schon seit einigen Jahren wahr – zunächst mit mäßigem Mobilisierungserfolg und sporadischen Aktionen. Die letzte CSD-Saison war jedoch die erste, in der regelmäßig dutzende bis hunderte Rechte auf Gegenkundgebungen und -demonstrationen erschienen – etwa in Leipzig, Döbeln, Bautzen, Dresden, Halle, Görlitz, Wurzen, Magdeburg, Stendal, Weißenfels, Zwickau, Sonneberg und Gotha (u.a. CEMAS, 2024, Queer Pride Dresden, 2024). Kaum ein CSD in Mitteldeutschland blieb ohne rechte Bedrohungen: von Sachbeschädigung wie dem Diebstahl oder dem Verbrennen von Regenbogenfahnen über queerfeindliche Plakatierungen bis hin zu Buttersäureanschlägen entlang von Demorouten oder verbalen und physischen Übergriffen auf Teilnehmer*innen. Mit einem über 700 Nazis zählenden Verfolgungszug der CSD-Demonstration war Bautzen kein Einzelfall, sondern nur trauriger Höhepunkt.
Auch auf parlamentarischer Ebene sehen wir, dass queere Themen und geschlechtliche Vielfalt zunehmend Angriffen durch rechte und konservative Parteien ausgesetzt sind. Insbesondere die AfD-Landtags- und Bundestagsfraktionen nutzen bundesweit ihre parlamentarischen Möglichkeiten für Diffamierungen und Hetze gegen die queere Community. In Mitteldeutschland etwa gab es in den letzten Jahren zahlreiche Anträge und Kleine Anfragen, die sich gegen trans Frauen richten, die Schließung queerer Projekte oder das Verbot von Regenbogenfahnen an Schulen fordern oder die Gesundheitsversorgung junger trans Menschen beschränken wollen – etwa durch Anträge der AfD-Fraktionen in Sachsen (2023), Sachsen-Anhalt (2025) oder Thüringen (2022). Teilweise ging es dabei auch um die statistische Erfassung von Menschen mit Personenstand „divers“. Landtags- bzw. Ministeriumsbeschlüsse in den mitteldeutschen Bundesländern fordern zudem dazu auf, das Gendern mit Sternchen oder Unterstrich an Schulen, durch Behörden oder in Gesetzestexten einzuschränken oder ganz zu verbieten.
Die Meldestelle Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung dokumentierte für das Jahr 2023 insgesamt 372 antifeministische Vorfälle – davon 147, die sich gezielt gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt richteten (AAS, 2024, S. 22ff). Auch die jährliche Dokumentation der Opferberatungsstellen zeigt, dass LGBTIQ*Feindlichkeit mittlerweile fest zu den rechten Tatmotiven dazugehört und die Zahl rechter Straftaten insgesamt seit Jahren ansteigt. In Sachsen-Anhalt etwa verdoppelten sich die gemeldeten Gewalttaten gegen queere Menschen zwischen 2022 und 2024 (Mobile Opferberatungsstellen, 2024; VBRG, 2024). Das tatsächliche Ausmaß wird – angesichts des hohen Dunkelfeldes – noch sehr viel höher liegen. Zu den dokumentierten Vorfällen zählen auch organisierte Angriffe gegen NGOs und zivilgesellschaftliche Initiativen. Laut der Amadeu Antonio Stiftung (2024) waren diese häufig queer- und transfeindlich motiviert. Auch die Meldestelle selbst wurde zum Ziel tausender Falschmeldungen, oft versehen mit menschenfeindlichen Aussagen, Beleidigungen und Bedrohungen. Der lange Zeitraum und die Systematik der Angriffe lassen auf ein besonderes Mobilisierungspotential beim Thema Antifeminismus schließen (Ibid., S.26). Die Zahlen der Meldestelle und Opferberatungsstellen sowie organisierte Störversuche und Gender-Verbote in westdeutschen Bundesländern zeigen nicht zuletzt, dass die neue antiqueere Mobilisierung von rechts kein rein ostdeutsches Phänomen ist.
Diese lokalen Entwicklungen lassen sich in eine Phase weltweiter Bedrohung queerer Rechte einordnen (vgl. auch FRA, 2024). In Ungarn wurden jüngst Pride-Paraden verboten. In Großbritannien wurde letztes Jahr der Zugang zu Pubertätsblockern für junge trans Personen massiv eingeschränkt und trans Frauen jüngst ihr Gleichbehandlungsanspruch als Frauen gerichtlich abgesprochen. Russland verfolgt seit einigen Jahren scharf alle sichtbaren Bemühungen für queere Rechte als „Propaganda“. In Polen riefen einige Gemeinden vor einigen Jahren offiziell „LGBT-ideologiefreie Zonen“ aus. Und in den USA werden queere Rechte derzeit in einem schockierenden Eiltempo abgebaut: Trumps Dekrete – teilweise durch Gerichtsbeschlüsse vorerst ausgesetzt, die Trump aber mitunter ignoriert – fordern den Ausschluss von trans Frauen aus Sportwettkämpfen, den Ausschluss von trans Personen aus dem Militär, die Verlegung von trans Frauen in Männergefängnisse sowie den Abbau der Gesundheitsversorgung für trans Personen. Für queere Menschen bedeuten diese Veränderungen massive Einschnitte in ihre Freiheit und Lebensqualität.
Dazu kommt der fortschreitende Abbau staatlich geförderter Antidiskriminierungs-, Demokratie- und Gleichstellungsarbeit. Der jüngst veröffentlichte Sächsische Haushaltsentwurf sieht massive Kürzungen in diesen Bereichen vor – im Jahr 2025 sollen etwa ein Drittel, 2026 sogar mehr als die Hälfte der bisherigen Fördermittel im Vergleich zu 2024 gestrichen werden (Netzwerk Tolerantes Sachsen, 2025). Über Jahre und Jahrzehnte hinweg aufgebaute Strukturen und Netzwerke stehen damit vor dem Aus. Das ist gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen eine fatale Entscheidung, deren langfristige Auswirkungen wir erst in den nächsten Jahren vollends zu spüren bekommen werden.
Die Narrative
Dabei werden im transfeindlichen Diskurs von Rechten und der konservativen Mitte immer wieder die gleichen Narrative bemüht. Indem sie schützenswerte Gruppen – Frauen, Kinder – in den Mittelpunkt stellen, zu deren vermeintlichem Wohl bestimmte queere Rechte eingeschränkt werden sollen, finden sie breiten Zuspruch in der Gesellschaft. Dieses Gegeneinanderausspielen ignoriert zum einen, dass sich die vermeintlich gegenüberstehenden Gruppen überschneiden (Frauen umfassen trans Frauen, Kinder umfassen trans und queere Kinder); zum anderen lässt es außer Acht, dass die Unterdrückung von Vielfalt eben auch systematisch verbunden ist mit der Unterdrückung von Frauen oder Kindern in autoritären Herrschaftsformen.
Narrativ 1: Schutz von Kindern. Ein besonders beliebtes Thema im deutschen und globalen Diskurs ist die Beschränkung von jungen trans und nicht-binären Menschen in ihrer Selbstbestimmung. Forderungen nach dem Abbau einer leitlinienkonformen Gesundheitsversorgung für junge trans und nicht-binäre Menschen erhalten in Teilen der Gesellschaft bemerkenswerten Zuspruch. Zur Gesundheitsversorgung junger trans und nicht-binärer Menschen ist jüngst eine S2K-Leitllinie für Deutschland erschienen (DGKJP, 2025). Diese Leitlinie wurde in einem standardisierten Verfahren mit mehr als 20 Fachgesellschaften unter Durchsicht sämtlicher relevanter Studien erarbeitet und stellt den Behandlungsstandard dar. Sie empfiehlt klar, minderjährige trans und nicht-binäre Menschen unter sorgsamer Begleitung und bei vorhandenem Leidensdruck mit Pubertätsblockern und Hormontherapien zu behandeln. Pubertätsblocker werden bereits seit vielen Jahren und ohne öffentlichen Aufschrei angewandt, um Kinder mit frühzeitig einsetzender Pubertät zu behandeln. Der Stand der Wissenschaft ist also klar formuliert und auch der Deutsche Ethikrat (2020) verlangt die einzelfallbezogene Behandlung von jungen trans und nicht-binären Menschen. Doch genau diese Zugänge zu adäquater Gesundheitsversorgung werden im transfeindlichen Diskurs in Frage gestellt. In Großbritannien und den USA wurde der Zugang bereits stark eingeschränkt oder faktisch verwehrt. Auch in Deutschland wurden auf Landesebene entsprechende Anträge zum Verbot von Pubertätsblockern durch die AfD-Fraktionen eingebracht (s.o.).
Vermeintlicher Kinderschutz wird hier in Stellung gebracht gegen queere Rechte. Ähnliches wird auch bei den weltweiten Einschränkungsversuchen von schulischer Aufklärung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt versucht. Junge Menschen sollen nicht mit queerer „Propaganda“ in Berührung kommen, aus Angst sie würden am Ende selbst queer. Der rechtspopulistische Kampfbegriff „Frühsexualisierung“ tauchte schon 2014 bei den sogenannten „Demos für alle“ auf, die sich gegen die Einführung eines vielfältigen Bildungsplans in Baden-Württemberg richteten. AfD-Politikerin Beatrix von Storch war damals eine der federführenden Organisator*innen.
Narrativ 2: Schutz von Frauen. Das andere omnipräsente Narrativ stellt insbesondere trans Frauen als vermeintliche Gefahr für cis Frauen-Räume dar, die vor dieser Bedrohung geschützt werden müssen – sei es im Sport, in der Justizvollzugsanstalt oder der Sauna. Das neue Selbstbestimmungsgesetz weist mehrere Bezüge zu diesem Narrativ auf – etwa die Ausnahmeklausel für Sport oder die juristisch unnötige Betonung des Fortbestands des Hausrechts. Besonders im Sport wurde in den vergangenen Jahren die Forderung laut, trans oder inter Frauen wegen vermeintlich unfairen Vorteilen aus Wettbewerben auszuschließen. Bei genauerer Analyse lassen sich zahlreiche Argumente finden, die diesen Diskurs als trans- bzw. interfeindlich entlarven (z.B. werden bei cis Frauen keine körperlichen Unterschiede als unfairer Wettbewerbsvorteil diskutiert, es gibt überhaupt nur sehr wenige trans und inter Frauen, die es in den Spitzensport schaffen und nur wenige prominente Beispiele von gewonnenen Wettbewerben – Harper et al., 2021; CCES, 2022). Der Diskurs verfängt aber und schafft es, breite Massen gegen trans Personen aufzubringen.
In den USA ist das Narrativ längst elementarer Bestandteil rechter Politik und zieht sich durch zahlreiche transfeindliche Gesetzgebungen. In Großbritannien wurde trans Frauen gerade ihr Schutzanspruch als Frauen im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes mit dubiosen Begründungen abgesprochen – mit weitreichenden negativen Folgen für ihre gesellschaftliche Stellung und Teilhabe. Auch in Deutschland können wir davon ausgehen, dass sich die Ausschlussforderungen von trans Frauen noch zuspitzen werden. Medien wie das Compact Magazin bespielen das Thema schon längst von rechts. Trans Personen werden als Bedrohung bzw. als Betrüger*innen dargestellt, die sich Vorteile und Zugang zu Frauenräumen erschleichen wollen. Oft verschwimmt diese Debatte auch mit der Angst vor missbräuchlichen cis Männern, die sich nur als trans ausgeben. Im Ergebnis bleibt das Bild der gefährlichen oder kriminellen trans Person, deren Entrechtung so legitimiert wird, auch wenn die Faktenlage eine völlig andere ist.
Es ist wirklich zynisch, dass gerade trans Frauen als angebliche Bedrohung dargestellt werden, denn sie sind als Gruppe besonders stark von Gewalt und Übergriffen betroffen (FRA, 2024). Der Transgender Murder Monitor hat seit 2009 die Ermordung von mehr als 5000 trans Personen weltweit dokumentiert, die allermeisten davon trans Frauen of color (TGEU, 2024). Diese diskursive Umkehr der Machtverhältnisse ist brutal.
Der rechtsextreme Kern transfeindlicher Narrative und Politiken
Die Strategie, emotional aufgeladene, mobilisierungsstarke Themen zu besetzen, ist ein bewährtes Mittel der extremen Rechten. Den meisten Menschen ist das Wohl von Kindern und Frauchen wichtig – zum Glück! Schon in den 80er Jahren haben rechte Kräfte versucht, sexuellen Missbrauch zu instrumentalisieren, um Menschen und Wählerstimmen für ihre Zwecke zu gewinnen (AWO, 2013). Später wurden sexuelle Übergriffe gegen Frauen genutzt, um rassistische Ressentiments gegenüber Migrant*innen und geflüchteten Menschen zu schüren. Rechtsextreme liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen, die große Emotionalität besitzen.
Die rechte Queer- und Transfeindlichkeit beruht auf einem heteronormativen Weltbild (vgl. IDZ, 2024): Binäre Geschlechter sollen sich auf eine festgelegte Art und Weise lieben, begehren, vermehren und in Kleinfamilien organisieren. Wer es wagt, diese als natürlich deklarierten Grenzen zu überschreiten, aus seiner vorgesehenen Rolle im Geschlechtersystem auszubrechen – egal ob trans, inter, queer, Drag Queen oder anders geschlechtsnonkonform – wird zum Feind einer solchen inneren Ordnung. Wer auf queere Wahlverwandtschaft setzt, statt Blutslinien als gemeinschaftsstiftendem Merkmal treu zu bleiben, stellt auch die Volksgemeinschaft qua gemeinsamer Abstammung in Frage. Kein Wunder also, dass queere Menschen und ihre Lebensformen den Rechtsextremen ein Dorn im Auge sind. Beschreibt man diese Ordnung nicht als natürlich, sondern als von Gott gewollt, so gelingt auch leicht der Schulterschluss zu religiös-fundamentalistischen Bewegungen.
Dabei geht es auch um Konzepte von Reinheit und Eindeutigkeit. Statt geschlechtlicher Vielfalt soll Geschlecht vereindeutigt werden. Denn Vielfalt bedeutet auch immer Dezentralität und Unterschiedlichkeit – bisweilen sogar das Aushalten von Ambivalenzen und Zwischenformen. Individualität in Bezug auf Geschlecht ist eine Absage an den totalitären Zugriff durch Staat und Gesellschaft auf das Individuum.
Typisch für den rechtsextremen Diskurs gegen trans Menschen ist auch deren Stilisierung zu Sündenböcken – ähnlich wie bei geflüchteten Menschen. Es ist nicht zufällig, dass die rechte Feindbildproduktion oft genau die Gruppen trifft, die wenig Lobby und politische Macht besitzen. Gleichzeitig wird ihnen eine übergroße Macht zugeschrieben – Begriffe wie „Homo-“ oder „Genderlobby“ suggerieren genau dies. Diese Figur erinnert stark an das antisemitische Narrativ der Strippenzieher*innen im Hintergrund, wie es besonders durch die Nationalsozialist*innen als Legitimation zur Verfolgung von Juden*Jüdinnen genutzt wurde.
Solidarische Allianzen und die Macht der Vielfältigen
Es ist wichtig zu verstehen, dass Frauen- und Kinderschutz im rechten Diskurs instrumentalisiert werden, um verschiedene vulnerable Gruppen gegeneinander auszuspielen und letztendlich die Freiheit aller einzuschränken. Es ist wichtig für alle Kinder, ernst genommen zu werden, sich ausprobieren und frei entfalten zu können – und darin von liebevollen und sorgenden Erwachsenen begleitet zu werden. Das bedeutet, dass auch Autonomie und Selbstbestimmung über ihre Körper zu zentralen Kinderrechten gehören. Es ist wichtig für alle Frauen und queeren Menschen, ein Leben frei von patriarchaler Gewalt zu leben und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben zu können. Alle Frauen sollten stark sein dürfen und keine von außen festgelegten Kriterien von Weiblichkeit erfüllen müssen, ohne davor Angst haben zu müssen, dass ihnen ihr Frausein abgesprochen wird. Nach rechts rückende Gesellschaften schränken häufig gleichzeitig die Rechte verschiedener marginalisierter Gruppen ein. Der Rückbau queerer Rechte in Polen und den USA beispielsweise ging einher mit der Restriktion von Schwangerschaftsabbrüchen. Auf Trumps Liste der zu streichenden Begriffe in Regierungsdokumenten stehen neben „queer“ und „trans“ auch „women“, „feminism“ sowie eine Vielzahl an Begriffen, die sich auf andere Minderheiten beziehen.
Allerdings gibt es gleichzeitig auch viele positive Entwicklungen und eine große Akzeptanz queerer Menschen in weiten Teilen der Bevölkerung. Viele Kleinstädte in Mitteldeutschland beginnen gerade, die Präsenz queeren Lebens, auch im ländlichen Raum, anzuerkennen und symbolisch sichtbar zu machen. Queere Personen gründen lokale Netzwerke und viele CSDs finden zum ersten Mal statt. Solidarische und identitätsübergreifende Allianzen könnten ein Gegengewicht zur rechten Machtverschiebung darstellen. Überdies führt die Bedrohung queerer Errungenschaften – ob in Mitteldeutschland oder global – dazu, dass sich queere und trans Menschen zunehmend selbst organisieren. Zusammen mit Ärzt*innen, Anwält*innen und anderen Aktivist*innen bilden sie Solidaritätsnetzwerke, um Ressourcen zu teilen, Gesundheitsversorgung zu gewährleisten und sich gegenseitig zu schützen. Diese widerständigen Praxen geben vielen Menschen Mut und sind Teil lebendiger Demokratien. Sie können allerdings nicht die politische Absicherung von Menschenrechten und die stabile Finanzierung von Antidiskriminierungs- und Demokratiearbeit ersetzen.
Literatur
AAS – Amadeu Antonio Stiftung (2024). Zivilgesellschaftliches Lagebild Antifeminismus 2023. Dokumentation und Analysen der Meldestelle Antifeminismus, Berlin: https://amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2024/03/Lagebild_Antifeminismus_2023_WEB.pdf (02.04.20225)
AfD-Fraktion Sachsen (2023). Vorsicht! Genderwahn im Stundenplan – Klares NEIN zur rot-grünen Ideologie in Kinderköpfen, DRUCKSACHE 7/13020: https://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=13020&dok_art=Drs&leg_per=7&pos_dok=0&dok_id=undefined (15.04.2025)
AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt (2025). Regenbogenflagge an Schulen verbieten – Nein zum LGBTQ-Kult!, Drucksache 8/5314, 18.03.202: https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp8/drs/d5314aan.pdf (15.04.2025)
AfD-Fraktion Thüringen (2022). Verordnung von Pubertätsblockern nur nach fachärztlicher Untersuchung – Keine staatlich finanzierte Werbung, Drucksache 7/6773, 30.11.2022: https://parldok.thueringer-landtag.de/ParlDok/dokument/89786/verordnung_von_pubertaetsblockern_nur_nach_fachaerztlicher_untersuchung_keine_staatlich_finanzierte_werbung.pdf (15.04.2025)
AWO (2013). Was Sie über sexuellen Missbrauch wissen sollten – Gedankenanstöße für einen wirksamen Kinderschutz jenseits polemischer Scheinlösungen, AWO Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt an Mädchen und Jungen »Shukura«, Kulturbüro Sachsen e. V. : https://www.awo-shukura.de/download/publikation_was_sie_ueber_sexuellen_missbrauch_wissen_sollten.pdf
CEMAS (2024). Eine neue Generation von Neonazis:Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen im Jahr 2024 durch rechtsextreme Jugendgruppen im Internet, Research Paper: https://cemas.io/publikationen/neue-generation-neonazis-mobilisierung-gegen-csd-veranstaltungen/cemas_-_2024-11_-_research_paper_-_neue_generation_neonazis.pdf
CCES – Canadian Centre for Ethics in Sport (2022). Transgender Women Athletes in Elite Sport: A Scientific Review: https://cces.ca/transgender-women-athletes-and-elite-sport-scientific-review
Deutscher Ethikrat (2020). Trans-Identität bei Kindern und Jugendlichen: Therapeutische Kontroversen– Ethische Orientierungen: Ad-Hoc-Empfehlung: https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Ad-hoc-Empfehlungen/deutsch/ad-hoc empfehlung-trans-identitaet.pdf
DGKJP – Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (2025). S2k-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter – Diagnostik und Behandlung, Langfassung, AWMF-Registernr. 028-014. Version 1.0: https://register.awmf.org/assets/guidelines/028-014l_S2k_Geschlechtsinkongruenz-Geschlechtsdysphorie-Kinder-Jugendliche-Diagnostik-Behandlung_2025-03_1.pdf
FRA – European Union Agency for fundamental Rights (2024). LGBTIQ Equality at a crossroads – Progress and challenges, Vienna: https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2024-lgbtiq-equality_en.pdf
Harper et al. (2021). How does hormone transition in transgender women change body composition, muscle strength and haemoglobin? Systematic review with a focus on the implications for sport participation, in: British Journal of Sports Medicine: https://bjsm.bmj.com/content/bjsports/55/15/865.full.pdf
IDZ Jena (2024). Organisierte Trans*feindlichkeit: Konzepte, Akteur*innen, Narrative, Strategien und Gegenstrategien, Publikation im Rahmen des Projektes „Trans*feindlichkeit: Kontexte, aktuelle Dynamiken und Auswirkungen“ des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft: https://www.idz-jena.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/IDZ-Brosch%C3%BCre_Transfeindlichkeit.pdf
Mobile Opferberatungsstellen (2024). Monitoring – Statistiken: https://www.mobile-opferberatung.de/monitoring/statistiken/ (15.04.2025).
Netzwerk Tolerantes Sachsen (2025). Nein zu diesem Haushaltsentwurf! Netzwerk Tolerantes Sachsen kritisiert geplante Kürzungen und fordert Änderungen durch den Landtag: https://www.tolerantes-sachsen.de/pressemitteilung-nein-zu-diesem-haushaltsentwurf/ (02.04.2025).
Queer Pride Dresden (2024). Rechtsextreme gegen CSDs 2024 – Daten, Analysen, Strategien: https://www.queerpridedd.org/index.php/2024/11/15/rechtsextreme-gegen-csds-2024-daten-analysen-strategien/ (09.05.2025).
TGEU (2024). Will the cycle of violence ever end? TGEU’s Trans Murder Monitoring project crosses 5,000 cases: https://tgeu.org/will-the-cycle-of-violence-ever-end-tgeus-trans-murder-monitoring-project-crosses-5000-cases/ (03.04.2025)
VBRG – Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (2024). Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt – eine alarmierende Jahresbilanz der Opferberatungsstellen: https://verband-brg.de/rechte-rassistische-und-antisemitische-gewalt-in-deutschland-2023-jahresbilanzen-der-opferberatungsstellen/ (15.04.2025)
Schlagwörter
- Gender und Rechtsextremismus, Queerfeindlichkeit, Rechtsextremismus International
Veröffentlichungsdatum

Nick Heinz
Dr. Nick Heinz arbeitet beim Verein Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland (TIAM e.V.) als Bildungsreferent zu geschlechtlicher Vielfalt und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Trans- und Queerfeindlichkeit sowie aktivistischer Organisierung.
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